Die drei besten Vorurteile zum Social Franchsing

Smarte Subventions-Abcasher, moralinsaure Gutmenschen, billige Feigenblätter der Franchise Szene.
Die Palette der Vorurteile gegenüber Social-Franchising ist bunt.

Fragen Sie doch mal ganz normale Menschen, was ihnen ganz spontan und in der Sekunde zu Franchising einfällt. Meine Erfahrung in der Mehrheit der Fälle: "BigMäc - kapitalistisch – böse!" Den Begriff „Social“ habe ich jedenfalls noch kein einziges Mal gehört, auf diese Frage.
In bestimmten Wirtschaftsforen ist das neuerdings anders. Da ist „social“ gerade in! Social Business und Social Entrepreneurship werden geradezu gehyped als die neue Form des Wirtschaftens. Ökologisch – sozial und ökonomisch zugleich, einfach nachhaltig!

Und Social Franchising schwimmt da irgendwie mit auf dieser Welle. Ein Massen-Programm ist das allerdings (noch) nicht. Und das hängt unter anderem wohl mit etwas zusammen, das wir alle so gerne pflegen – mit unseren Vorurteilen. Schauen wir doch einmal genauer hin:

Vorurteil 1:  Social Franchising, das ist was für die Gutmenschen in der Franchise-Szene.

Oder was schwingt gerade jetzt an Konnotationen in Ihrem Kopf mit? Gutmenschen sind vielleicht ja eh ganz nett, aber oft auch weltfremd, ein wenig naiv und weil sie gern moralisieren auch immer wieder mal lästig. Gerne wird damit die Frage verbunden, wovon man denn als Social Franchiser überhaupt lebt. Von Friede, Freude, Eierkuchen ja wohl kaum. Lebt ein Social Franchise System von Spenden, wie ein Sozial-Verein? (Fand ich jüngst so in einer Masterarbeit! Echt!) Lassen wir die Frage (des wovon Lebens?) einfach mal so stehen. Aber Eierkuchen ist schon mal gut.

Versuchen wir uns von da weg assoziativ weiter zu hanteln, zum nächsten Vorurteil:

Vorurteil 2: Kuchen, backen, Kekse backen – bald ist Weihnachten.   

Aaaah, Social Franchising ist so etwas wie die CSR Welle – das Corporate-Social-Responsibility–Feigenblatt der Franchise Welt.
Das sieht dann etwa so aus:

Backwerk bäckt Christstollen für Waisenhäuser – gegen den Welthunger.
REMAX spendet zu jedem verkauften Haus ein Bäumchen – für den Klimaschutz.
Und Nordsee wirft monatlich drei Fische zurück ins Meer – für die Artenvielfalt.

Vorurteil 3: Social Franchiser das sind die in Latzhose und mit Pantoffeln von Birkenstock.

Haben sie noch gar keine gesehen in der Szene? - Na ja, vielleicht ist das ja auch nicht ganz wahr.
Mein Gratis-Tipp zum Erkennen der Socials: Die Repräsentantinnen von Social Franchise sehen aus wie Repräsentantinnen von Franchise-Systemen. Manchmal gestresst, wenn‘s wieder mal eng zugeht. Gern aber auch mit einem Lächeln, wenn ihnen was gelungen ist.

Aber Vorurteile halten sich bekanntlich hartnäckig. Und so meinen viele Menschen, Sozialunternehmerinnen, das können nur Vertreterinnen und Vertreter eines bestenfalls netten Nischen-Sektors sein, die eben von Spenden oder vom Staat leben; und ihre Betriebe stellt man sich bestenfalls als wirtschaftlich unbedeutende Alternativ-Läden vor.

Bleiben wir gleich mal da und machen den Fakten-Check: Reihen Sie doch bitte in Gedanken die größten Branchen der deutschen Wirtschaft und machen ein Ranking: Wer ist der größte, der zweitgrößte und der drittgrößte Arbeitgeber in Deutschland? Die Automobilbranche, der Tourismus oder das Bauwesen? Fertig?

Egal, wen Sie jetzt ganz nach oben reihten, die Automobilbranche mit 2,1 Mio Beschäftigten, Tourismus mit 2,9 Mio oder das Bauwesen mit 2,5 Mio (Quelle Wikipedia), die größte Branche fehlt: Die Sozialwirtschaft mit 4,4 Mio Beschäftigten. Mal ehrlich: Hatten Sie die am „Schirm“?

11 % des deutschen Bruttoinlandsproduktes werden hier erwirtschaftet. Und ja, da reden wir von professionellen Unternehmen mit gestandenen Mangerinnen und erfolgreichen Unternehmern. Halt, werden jetzt vielleicht einige von Ihnen denken; jetzt redet er von „Sozial“ vorhin noch von „Social“. Gut aufgepasst! … das Social in Social Franchising oder Social Entrepreneurship meint mehr als den reinen Sozialbereich. Das englische „social“ übersetzt man besser mit „gesellschaftlich“ und „nachhaltig“.
Social Fanchise Systeme sind zwar - hoffentlich - „sozial“, also fair zu Mitarbeiterinnen und Kundinnen, aber das ist nicht ihr Geschäftszweck.
Und sie schauen bei dem was sie tun – hoffentlich - auf die Umwelt, aber nicht als CSR-Projekt zur Wiedergutmachung, nicht als Kompensation für ihr sonstiges, total umweltschädliches Gebaren.

Das Spannende an Social Entrepreneurship: Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Wirkung bilden das Kerngeschäft eines Social Business. Social Impact (Gesellschaftliche Wirkung) ist das Ziel, das mit unternehmerischen Mitteln erreicht werden soll.

Schauen wir aber zum Schluss noch kurz zurück zum ersten Vorurteil.  Das war das mit den ‚Gutmenschen‘. Die sind bekanntlich alle links-link, essen Veganes mit Hammer und Sichel und halten Geldverdienen (aktuelle Anmerkung: Gemeinsam mit Jan Böhmermann) für Sünde. Naja. Wie immer ist am Vorurteil auch ein klein wenig was dran: In diesem Fall das „gut“.
Wie gerade erwähnt, wollen Social Entrepreneure mit wirtschaftlichem Handeln etwas tun, was für Gesellschaft und Umwelt gut ist.
Das wirklich Spannende daran aber ist das Sowohl-als-auch: Die Botschaft von Social Business heißt: Tu Gutes und verdiene Geld damit. Und für Social Franchising: Bediene dich dabei des bewährten Modells des Franchisings, damit Du gemeinsam mit Partnern viel mehr Gutes tun kannstund alle gemeinsam davon satt werden können!

(Dieser Text ist ein Auszug aus dem Vortrag, den Klaus Candussi am 14.11. auf der FranchiseExpo in Frankfurt gehalten hat.)

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