capito goes international: Unser Treffen in Irland
Für unser EU-Projekt “CCUV” sind wir nach Irland gereist und haben unsere Partnerorganisationen getroffen! In diesem Blog-Post erzählen wir von unserer Reise.
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Geschrieben von Walburga Fröhlich
Leicht verständliche Texte zu schreiben, ist ja nicht so schwer, meinen viele. Man hält sich an ein paar einfache Regeln, macht kurze Sätze, und schon ist die Sache erledigt. Wer seinen Text aber schon einmal ernsthaft mit Testpersonen aus der Zielgruppe geprüft hat, der weiß:
Das Schreiben in sogenannter „Einfacher Sprache“ oder „Leichter Sprache“ ist alles andere als leicht.
Aber: Man kann es lernen. Lerne in diesem Beitrag die wichtigsten Tipps und größten Irrtümer zu leicht verständlicher Sprache kennen.
Bilder funktionieren allerhöchstens für sehr einfache, konkrete Botschaften zu universell bekannten Objekten, wie zum Beispiel: „Rauchen verboten“. Sobald wir komplexe oder abstrakte Inhalte vermitteln wollen, stoßen wir mit Bildern allein an unsere Grenzen.
Warum ist das so? Weil die Aussage von Bildern genauso gelernt werden muss, wie die Bedeutung von Wörtern.
So ist das Menschen-Paar als beliebtes Piktogramm für Toiletten nur für Menschen verständlich, die seine Bedeutung gelernt haben. Für alle anderen bleibt rätselhaft, was dieses Bild aussagen will.
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Videos wiederum sind wunderbar, wenn man sein Image transportieren, Geschichten erzählen oder etwas Unsichtbares visualisieren will.
Ein Beispiel: Hier zeigt capito Stuttgart, wie sie arbeiten.
Wenn du aber einen Lerninhalt vermitteln willst, den die Zielgruppe sich im Detail merken und wiedergeben können soll, haben Videos als alleiniges Medium einen gravierenden Nachteil: Man kann ihr Tempo und die Größe der einzelnen „Lernportionen“ nur bedingt individuell steuern. Und es ist relativ schwierig, sich zu Beginn einen Überblick dazu zu verschaffen, was bei einem Video auf einen zukommen wird.
Unser Tipp: Setze Bilder und Videos immer nur ergänzend zu Textinformationen ein. Achte darauf, dass diese deinen Text tatsächlich ergänzen oder verstärken und nicht nur einfach irgendwie illustrieren.
Selbstverständlich sind kürzere Sätze leichter lesbar als lange, verschachtelte Satzungetüme. Aber die Länge des Satzes ist nicht das wichtigste Kriterium. Saubere, einfach strukturierte Sätze mit logisch nachvollziehbaren Inhalten können durchaus länger sein; da stören künstliche Verkürzungen den Lesefluss manchmal mehr.
Ein Beispiel gefällig?
Fachwörter sind Wörter, die man versteht, wenn man „vom Fach“ ist. Umgekehrt bedeutet es auch, dass man in einem Fachgebiet nicht mitreden kann, solange man die dort gebräuchlichen Fachwörter nicht kennt.
Wenn du erreichen willst, dass die Zielgruppe deines Texts nach der Lektüre mehr zu deinem Thema weiß als sie vorher wusste, dann werden sich Fachwörter nicht vermeiden lassen.
Es hat also keinen Sinn, diese aus deinem Text zu verbannen. Wohl aber solltest du nur jene verwenden und einführen, die für das Verständnis wirklich notwendig sind.
Unser Tipp: Schreibe logisch nachvollziehbar aufgebaute Sätze.
Überlege vor dem Schreiben: Welche Fachwörter könnten bei deiner Zielgruppe unbekannt sein? Welche Fachwörter willst du trotzdem unbedingt im Text einführen? Lege für diese Fachwörter ein Wörterbuch mit Erläuterungen an.
Außerdem empfehlen wir dir, deinen Text mit capito digital auf Verständlichkeit zu prüfen. Hier erfährst du mehr über das Tool, und wie es helfen kann, deine Texte zu verbessern.
Leichte Sprache ist ein Konzept, das ursprünglich ganz spezifisch für und mit Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung entwickelt wurde. Heute weiß man: Diese Menschen können viel mehr lernen und selbstständiger leben, wenn sie Informationen und Wissen in einer für sie leicht verständlichen Form vermittelt bekommen. Wir sprechen daher auch nicht mehr von Menschen mit „geistiger Behinderung“, sondern „mit Lernschwierigkeiten“, weil dieser Begriff ihr Problem treffender beschreibt. Mehr zu leichter Sprache erfährst du hier.
Aber die Verständnisprobleme von Menschen mit Migrationshintergrund können ganz andere Ursachen haben, als jene von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Dies zeigt sich in der Praxis in einem völlig anderen Wortschatz und anderen Vorerfahrungen aufgrund unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft.
Vorwissen und Vorerfahrung haben mindestens gleich große Bedeutung für das Verstehen von Texten, wie die kognitive Ausstattung eines Menschen. Damit das Ganze noch ein wenig komplizierter wird, können Vorwissen und Vorerfahrung je nach Themengebiet bei ein und demselben Menschen völlig unterschiedlich sein. Wer kochen gelernt hat, weiß, was ein Abtrieb ist, wogegen nicht gesagt ist, dass diese Person auch weiß, was das dritte Auge einer Rose sein soll. Was für die einen zu einfach scheint, ist für die anderen nicht mehr bewältigbar und diese Wirkung verändert sich schlagartig je nach Thema.
Unser Tipp: Lade Vertreter*innen deiner Zielgruppe ein, wenn du dir unsicher über das Vorwissen und die Vorerfahrungen bist. Prüfe nach getaner Arbeit mit deiner Zielgruppe, ob und was sie von deiner Information verstehen.
Wir wissen jetzt: Wir brauchen eine differenziertere Vorgangsweise und Methode, wenn wir eine große und diverse Zielgruppe wirklich gut erreichen und nicht nur Alibi-Aktionen für den CSR-Report setzen wollen. Unsere Expert*innen für leicht verständliche Sprache haben daher das „Stufenmodell von capito“ entwickelt.
Ähnlich wie eine Rampe für Menschen im Rollstuhl funktioniert, hilft dieses Modell den Zielgruppen mit Leseproblemen, sich von Stufe zu Stufe hinauf zu arbeiten und ihre Lesekompetenzen laufend zu verbessern. In unseren eLearnings, Lehrgänge und Workshops arbeiten wir mit diesem Stufenmodell.
Du möchtest auch Vereinfachungsprofi werden und lernen verständlichere Texte zu schreiben? Mehr Informationen zu unserem aktuellen Fortbildungsangebot findest du hier.
Für die, die dafür (noch) keine Zeit haben, oder sich schon in Vorfreude auf einen gebuchten Lehrgang vorbereiten wollen, gibt es hier ein paar Tipps für den schnellen Erfolg.
Viele beginnen, voller Elan einen Text zu schreiben, und merken dann mittendrin, dass sie eigentlich ein Wort oder einen Absatz erst erklären müssen, bevor sie weiterschreiben können. Oder dass schon in der Überschrift mindestens 3 Begriffe vorkommen, die bei der Zielgruppe nicht bekannt sind. Der Text beginnt zu holpern, man kommt vom Hundertsten ins Tausendste oder bleibt in den Anfängen stecken. Hier hilft gute Vorbereitung.
Überlege:
Wer herkömmlich geschriebene Texte in eine „Leichte Sprache“ Version übersetzt, kennt dieses Problem: Das Original ist oft nicht präzise, viele Begriffe unserer Sprache lassen mehrere Färbungen und Deutungen zu.
Widerstehe der Versuchung, in der Vereinfachung „flach“ und „allgemein“ zu werden. Versuche, konkrete Aussagen zu treffen, die eine klare Botschaft vermitteln.
Überlege:
Darüber, was eine leicht lesbare Schrift ist, lässt sich unendlich viel sagen. Die neusten Studienergebnisse zur Lesbarkeit verschiedener Schriftarten findest du in diesem Blogpost. Aber eines können wir schon sicher verraten:
Arial ist nicht unbedingt die beste Schrift für leichte Lesbarkeit! Tja, jahrzehntelang wurde sie in diversen Regeln für „Leichte Sprache“ propagiert, aber mittlerweile gibt es eine Menge leichter lesbare Schriften und einige davon haben sogar Serifen, obwohl diese in der „Leichte Sprache“ – Welt als absolutes NoGo galten.
Neben der Schriftart, der Schriftgröße und dem Zeilenabstand sind natürlich der Kontrast und der Schriftschnitt wichtig. Aber mindestens genauso wichtig ist die Gestaltung der Absatzlängen, der Satzlängen, bzw. Umbrüche und des Weißraums.
Im capito Lehrgang für Leicht Lesen erlernst du alle Kriterien für ein leicht lesbares und barrierefreies Layout. Außerdem haben wir ein eLearning zu barrierefreier Grafik erstellt. Das findest du hier.
Ganz egal, ob du Informationen in „Leichter Sprache“ oder „Einfacher Sprache“ schreiben oder dem capito–Stufenmodell für zielgruppengerechte Sprache folgen willst: Die Frage des passenden Mediums für deine Texte solltest du in jedem Fall sorgfältig behandeln. Denn jedes Medium hat seine Stärken und seine Schwächen in Bezug auf accessibility und usability und es kommt auf die Zielgruppe, den Kontext und das Ziel der Information an, worauf du besonders Wert legen solltest.
Daneben gibt es scheinbare Kleinigkeiten zu wissen, die aber Großes bewirken: Zum Beispiel sind spiralgebundene Druckwerke für Menschen mit Spasmen besonders gut handhabbar, weil sie nicht ständig zufallen und Websites, die nicht für jede Formulareingabe einen Mausklick brauchen, helfen allen, die aufgrund ihrer Behinderung keine Maus benutzen.
Auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen: Auch das lernst du im capito Lehrgang für Leicht Lesen. Der nächste Durchgang startet im Frühjahr 2023.
Sind diese Irrtümer und Tipps hilfreich? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen und Gedanken dazu in den Kommentaren.
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