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Easy language in Ireland - Podcast 2

Easy Language Podcast Folge 2:

Die Situation der Leichten Sprache in Irland mit Guillaume Jacquinot (Inclusion Ireland)

In unserer 2. Folge sprechen wir mit Guillaume Jacquinot, Policy Coordinator bei Inclusion Ireland, über die aktuelle Situation der leicht verständlichen Sprache in Irland.

 

Guillaume spricht mit uns über Inclusion Ireland, seine Arbeit, seine persönliche Geschichte und wie er dazu gekommen ist, sich für eine inklusivere Welt einzusetzen.

 

Er erzählt, wie die irische Gesellschaft inklusiver wird und dass der Industriesektor das Potenzial der leicht verständlichen Sprache noch nicht voll ausgeschöpft hat.

 

Wenn du Fragen zu unserem Projekt hast oder dich einfach nur mit uns in Verbindung setzen möchtest, klicke hier.

 

Der nachfolgende Beitrag ist die deutsche Übersetzung der zweiten Podcastfolge von Easy Language”. Den Podcast gibt es aktuell nur auf Englisch zu hören.

 

In diesem Beitrag erfährst du …

  • mehr über die Organisation Inclusion Ireland.
  • mehr über Guillaume Jacquinot und seine Arbeit bei Inclusion Ireland.
  • mehr über die persönliche Geschichte von Guillaume Jacquinot und seine Mission, sich für eine inklusive Welt einzusetzen.
  • mehr über die Situation der Leichten Sprache in Irland.
  • mehr über Guillaumes Gedanken, darüber, wie sich die Gesellschaft entwickeln sollte, damit sie alle verstehen können.
  • warum er glaubt, dass der Industrie-Branche das Potenzial von Leichter Sprache nicht voll ausschöpft.
  • was er von dem CCUV-Projekt erwartet.

Wer und was steckt hinter Inclusion Ireland?

Jacquinot: Mein Name ist Guillaume Jacquinot und ich arbeite für Inclusion Ireland, einen der Partner im europäischen Projekts.

Anja: Großartig. Und was machst du so?

Jacquinot: Ich bin Policy Coordinator bei Inclusion Ireland und koordiniere daher alle Einreichungen. Politische Einreichungen, die wir an Regierungen und verschiedene Ministerien zu verschiedenen Themen schicken, zum Beispiel zu Bildung und Beschäftigung.

 

Bei dieser Arbeit ist es sehr wichtig, dass wir uns mit Menschen mit Lernschwierigkeiten beraten, denn sie stehen im Mittelpunkt unseres Handelns. Und natürlich werden leicht zu lesende und leicht zu verstehende Texte verwendet, um sicherzustellen, dass sie in vollem Umfang an dem teilnehmen können, was wir tun.

Anja: Okay, das ist es also, was die Arbeit von Inclusion Ireland ausmacht?

Jacquinot: Inclusion Ireland ist eine nationale Organisation, die sich für die Belange von Menschen mit Lernschwierigkeiten einsetzt. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, uns für Gesetzesänderungen einzusetzen, um sicherzustellen, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten in Irland vollständig an der Gemeinschaft teilhaben können: Sie können in der Gemeinschaft leben, sie können mit anderen Menschen in der Gemeinschaft arbeiten, sie können dieselben Schulen besuchen, sie können dieselben Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sie werden also als gleichberechtigte Bürger*innen anerkannt.

Guillaume Jacquinot und sein Weg zu Inclusion Ireland

Anja: Cool. Wie bist du zu diesem Job gekommen?

Jacquinot: Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe davor 3 Jahre lang bei Inclusion Europe gearbeitet . Inclusion Ireland ist eines der Mitglieder von Inclusion Europe. Inclusion Europe ist das europäische Netzwerk von Organisationen, die Menschen mit Lernschwierigkeiten vertreten.

 

Ich habe also dasselbe gemacht, nämlich an politischen Strategien gearbeitet, aber auf europäischer und internationaler Ebene. Da ich jetzt in Irland lebe, suchte ich nach einem Job in Irland und habe mich natürlich an Inclusion Ireland erinnert, mich beworben und den Job bekommen.

Anja: Ich verstehe. Sehr schön. Warum bist du Teil dieses Projekts?

Jacquinot: Es ist das erste Erasmus+-Projekt, an dem Inclusion Ireland teilnimmt. Es ist also etwas Neues für die Organisation. Und ich denke, dass ich Inclusion Ireland unter anderem zu einer stärkeren Beteiligung an europäischen und internationalen Angelegenheiten verhelfen wollte. Also mehr Dinge, die Selbstvertreter*innen in Irland unterstützen.

 

Wenn ich von Selbstvertreter*innen spreche, meine ich damit Menschen mit Lernschwierigkeiten, die für sich selbst eintreten. Und die Selbstvertreter*innen in Irland sollten dabei unterstützt werden, sich an europäischen und internationalen Angelegenheiten zu beteiligen.

 

Sie können zum Beispiel vor dem UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen sprechen und an Veranstaltungen zu Bildung und Beschäftigung teilnehmen. Wir nehmen an diesem Projekt teil, um von anderen Ländern zu lernen, um zu erfahren, was atempo und genauer gesagt, was capito tut, um zu sehen, wie der Prozess der Erstellung von leicht verständlichen Texten in anderen Ländern abläuft.

 

Außerdem ist mir wichtig, was wir aus irischer Sicht lernen können, und vielleicht auch, was wir mit anderen Ländern teilen können. Ich denke also, es ist für beide Seiten von Vorteil, dass wir dabei sind.

The situation of Easy Language in Ireland

Anja: Ja, dem stimme ich zu. Ich denke, die Frage hängt damit zusammen: Wie ist die derzeitige Situation der Leichten Sprache in Irland?

Jacquinot: Ich denke, dass es in Irland eine sehr starke zivilgesellschaftliche Bewegung gibt, und ich würde sagen, dass easy-to-read” und easy-to-understand” definitiv umgesetzt, verstanden und anerkennt werden.

 

Wie ich bereits sagte, bin ich an vielen politischen Einreichungen beteiligt, und ich merke, dass immer mehr öffentliche Stellen uns fragen: Hier ist der leicht verständliche Text, den wir erstellt haben. Könnt ihr ihn Korrektur lesen? Ist er in Ordnung? Habt ihr genug Zeit, um euch dazu mit Menschen mit Lernschwierigkeiten zu beraten?”

 

Das war also vor 10 Jahren noch nicht so. Die Entwicklung geht also dahin, dass möglichst alle Menschen mitreden können und einbezogen werden. Jedenfalls werden barrierefreie Informationen und Kommunikation jetzt immer wichtiger.

Das große Potenzial der barrierefreien Sprache für Unternehmen

Anja: Weißt du, ob es bereits Gesetze gibt, die Unternehmen oder öffentliche Redner*innen dazu verpflichten, Informationen in barrierefreier Sprache bereitzustellen?

Jacquinot: Wir haben in Irland eine sogenannte “Public Sector Duty” einführen, die die öffentlichen Stellen verpflichtet, Minderheiten nicht zu diskriminieren. Dazu gehört auch, dass die Informationen leicht verständlich und einfach zu lesen sind.

 

Alle Menschen, die Informationen erhalten, müssen diese auch verstehen können. Das gilt z.B. auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Es gibt also einen Rahmen, und wir wollen sicherstellen, dass er eingehalten wird.

Anja: Okay, großartig. Glaubst du auch, dass der private Sektor, wie die Industrie usw., bereits erkannt hat, dass barrierefreie Sprache großes Potenzial hat?

Jacquinot: Ich glaube, es wird immer mehr, aber im Moment ist es definitiv eher eine Sache der öffentlichen Stellen. Denn es liegt im Interesse der irischen Regierung und jeder anderen Regierung, sicherzustellen, dass alle alle Teile der Bevölkerung erreicht.

Es besteht also eine Art öffentliches Interesse daran, dass bereitgestellte Informationen für alle zugänglich und verständlich sind. Für Privatunternehmen ist natürlich ein wirtschaftliches Interesse dahinter, und sie wollen mehr Kund*innen haben. Ich denke also, dass große Unternehmen wie Microsoft und Apple damit begonnen haben, mehr und mehr digitale Zugänglichkeit zu schaffen.

 

Aber abgesehen von den großen Unternehmen, bin ich mir nicht sicher, ob schon viele damit begonnen haben. Denn wenn wir über Barrierefreiheit sprechen, verstehen die meisten darunter hauptsächlich die physische Barrierefreiheit. Bei der Zugänglichkeit von Informationen müssen wir noch daran arbeiten, dass sie auch im privaten Sektor voll anerkannt wird.

 

Denn wenn wir über Barrierefreiheit sprechen, geht es nicht nur um den Bau einer Rampe, sondern auch um eine barrierefreie Beschilderung, damit die Menschen wissen, wo sie sich befinden. Es geht um barrierefreie Hilfsmittel, barrierefreie Informationen und Kommunikation. Wir haben also noch einen weiten Weg vor uns, was die Privatunternehmen betrifft.

Anja: Das sehe ich auch so. In Österreich ist es sehr ähnlich, glaube ich.

Jacquinot: Oh ja, das ist eine menschliche Sache. So wie die Zugänglichkeit im Moment physisch ist.

Anja: Ganz genau. Kannst du mir eine Sache nennen, die du dir vom Projekt erhoffst?

Jacquinot: Da gibt viel Dinge. Aber aus Sicht meiner Organisation würde ich sagen, dass wir mit Inclusion Ireland unseren eigenen Dienst entwickeln wollen: easy-to-read.


Und ich denke, die Arbeit in diesem Projekt mit anderen Organisationen wie capito und Red Carpet und com’access ist eine Möglichkeit für uns, dieses Projekt voranzutreiben. Es hilft uns, einen Prozess, eine Struktur zu schaffen, um einen easy-to-read-Dienst innerhalb von Inclusion Ireland aufzubauen. Es hilft uns auch, dass wir den Dienst groß machen können und dass er uns ermöglicht, Mitarbeiter*innen mit Lernschwierigkeiten einzustellen. Das ist also eine Sache, die wir von diesem Projekt erwarten. Wir wollen unser Anliegen voranbringen.

Anja: Sehr gut. Ich danke dir. Das war’s schon. Ich hoffe, ihr habt ein tolles Projekt.

Jacquinot: Danke für die Einladung.

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