Einfache und Leichte Sprache - die Unterschiede
Sind Einfache und Leichte Sprache das Gleiche?
Die beiden Sprachversionen haben auf den ersten Blick einiges gemeinsam: Beides sind leichter verständliche Varianten der deutschen Sprache, das verrät ihr Name. Mit beiden kann man komplizierte Informationen so umgestalten, dass Menschen sie besser erfassen und verstehen können. Beide verzichten auf verschachtelte Sätze und schwierige Wörter.
Und im Alltag werden die beiden Begriffe oft synonym verwendet. Das ist verständlich – schließlich sind die Namen sehr ähnlich.
Aber: Einfache und Leichte Sprache sind nicht das Gleiche! Wir sehen uns an, was die beiden Sprachformen voneinander unterscheidet.
Wenn Sie sich zuerst ein allgemeines Bild machen möchten, finden Sie hier Grundinformationen zur Leichten Sprache und zur Einfachen Sprache.

Inhalt
Das Wichtigste in Kürze
Unterschiede zwischen Einfacher und Leichter Sprache: Einfache Sprache entspricht etwa Sprachstufe B1 und ist eine vereinfachte Form der Standardsprache. Leichte Sprache ist noch stärker vereinfacht (A1-A2), hat ein festes Regelwerk und wurde ursprünglich speziell für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt.
Normen und Regelwerke: Leichte Sprache folgt festen Regeln, einschließlich einer verpflichtenden Prüfung durch die Zielgruppe. Einfache Sprache hatte lange keine einheitlichen Standards, mittlerweile gibt es aber Empfehlungen aus einer ISO- und einer DIN-Norm.
Zielgruppen: Leichte Sprache ist für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Lernschwierigkeiten oder geringen Deutschkenntnissen passend. Einfache Sprache eignet sich für eine breite Öffentlichkeit, darunter Menschen mit niedrigem Bildungsniveau oder Leseschwierigkeiten.
Was unterscheidet Leichte und Einfache Sprache?
Grundsätzlich gilt: Einfache Sprache entspricht dem Niveau unserer Alltags- oder Umgangssprache. Nach der Einteilung des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GERS) ist das ungefähr die Sprachstufe B1.
Informationen in Einfacher Sprache sind „näher” an der Standardsprache, sowohl inhaltlich als auch optisch. Es sind übersichtliche, flüssige Texte, die sich einfach und angenehm lesen.
Sowohl in Einfacher als auch in Leichter Sprache vermeidet man komplizierte Strukturen, schwierige Wörter und lange Sätze mit vielen Nebensätzen.
Aber Leichte Sprache ist noch leichter als Einfache Sprache. Das betrifft etwa die Satzstruktur, die Wortwahl, den Textaufbau und die Erklärungen. In Sprachstufen gesprochen entspricht Leichte Sprache ungefähr A1 bis A2.
Leichte-Sprache-Texte erkennt man schnell: Sie sind deutlich vereinfacht und sehen anders aus als standardsprachliche Informationen. Meist nutzen sie nicht die gesamte Blattbreite, sondern nur eine Spalte. Jeder Satz beginnt in einer neuen Zeile, es gibt viele Absätze und Zwischenüberschriften. Auch Bilder findet man hier häufig.
Regeln für Leichte und Einfache Sprache
Für die Leichte Sprache gibt es ein festes Regelwerk. Es legt zum Beispiel fest, wie Sätze und Texte aufgebaut und gestaltet werden. Es enthält Regeln zur Wortwahl, zur Schreibweise und zur Bebilderung. Seit März 2025 gibt es außerdem eine DIN SPEC mit Empfehlungen für die deutsche Leichte Sprache.
Das Regelwerk legt außerdem fest, wie eine Übertragung in Leichte Sprache abläuft: Am Ende steht immer die Prüfung durch Menschen aus der Zielgruppe. Sie sehen sich die Information an und entscheiden, ob wirklich alles leicht lesbar und verständlich ist.
Regelwerk von capito
apito vereinfacht Texte in 3 verschiedene Sprachstufen: A1, A2 und B1.
Dabei entsprechen die Sprachstufen A1 bis A2 der Leichten Sprache, die Sprachstufe B1 ist auf dem Level der Einfachen Sprache.
Die Sprachstufen basieren auf dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERS). Für jede Stufe gibt es im capito Kriterienkatalog rund 90 Kriterien, die wir durch wissenschaftliche Forschung und praktische Erfahrung laufend weiterentwickeln.
Die Kriterien enthalten die Regeln und Empfehlungen für Leichte und Einfache Sprache, gehen teilweise aber auch darüber hinaus.
capito hat von Beginn an regelbasiert gearbeitet – auch, als es beispielsweise für Einfache Sprache noch keine einheitlichen Empfehlungen gab. Mehr zur capito Methode können Sie hier nachlesen.
Wer sind die Zielgruppen für Leichte und Einfache Sprache?
Leichte Sprache wurde speziell mit und für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt. Mittlerweile weiß man aber: Von Leichter Sprache profitieren noch viel mehr Menschen. Mögliche Zielgruppen sind:
- Menschen mit Lernschwierigkeiten und kognitiven Einschränkungen
- Menschen, die nicht gut Deutsch können
- Menschen mit Demenz
- Menschen mit Leseschwierigkeiten
Informationen in Einfacher Sprache eignen sich, wenn man ein heterogenes Publikum erreichen möchte – die „breite Masse“ oder die große Öffentlichkeit. Sie kann überall dort zum Einsatz kommen, wo möglichst viele Menschen möglichst gut verstehen sollen.
Einfache Sprache kann beispielsweise Menschen mit niedrigem Bildungsniveau, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Deutschlernenden helfen.
Bedenken Sie aber: Für die genannten Zielgruppen kann Leichte oder Einfache Sprache passend sein – oder die jeweils andere Variante, oder keine davon. Eine bestimmte Eigenschaft oder Voraussetzung bedeutet nicht immer, dass man die Person automatisch der Leichten oder Einfachen Sprache zuordnen kann.
Die Unterschiede im Überblick
Einfache Sprache
- Empfehlungen
- ungefähr Sprachstufe B1
- einfachere Variante der Standardsprache
- für eine breite Zielgruppe passend
- oft wenig optischer Unterschied zu standardsprachlichen Texten (aber übersichtliche Gestaltung)
- flüssig, einfach und angenehm zu lesen
- Prüfung durch Zielgruppe nicht vorgeschrieben (kann aber sinnvoll sein)
Leichte Sprache
- festgelegtes Regelwerk
- ungefähr Sprachstufe A1-A2
- ursprünglich entwickelt für Menschen mit Lernschwierigkeiten
- für Menschen mit geringen Lese- und Verständnisfähigkeiten passend
- deutlicher optischer Unterschied zu standardsprachlichen Texten
- deutlich vereinfacht
- Prüfung durch Zielgruppe vorgeschrieben
Beispiel - So kann es aussehen
Standardsprachlicher Text
Sturmwarnung!
Der Sturm im Pariser Stadtgebiet hält in den kommenden Stunden weiter an. Der Aufenthalt unter bzw. neben Bäumen, in Parkanlagen, Wäldern sowie im Bereich des Eiffelturms ist zu vermeiden; ebenso sollten nicht zwingend notwendige Autofahrten und Aufenthalte im Freien unbedingt unterlassen werden.
Updates zur Wetterlage erhalten Sie im Internet.
Text in Einfacher Sprache
Sturmwarnung!
Der Sturm in Paris hält in den nächsten Stunden an. Halten Sie sich nicht neben Bäumen, in Parks oder Wäldern auf! Gehen Sie nicht in die Nähe des Eiffelturms!
Vermeiden Sie unnötige Autofahrten und gehen Sie nur ins Freie, wenn es unbedingt nötig ist.
Updates zum Wetter finden Sie hier: www.sturmwarnung.com
Text in Leichter Sprache
Achtung, Sturm!
Der Sturm in Paris geht in den nächsten Stunden weiter.
Gehen Sie nicht:
- unter Bäume
- in Parks
- in den Wald
- zum Eiffelturm
Fahren Sie nur mit dem Auto, wenn es sein muss.
Gehen Sie nur hinaus, wenn es sein muss.
Im Internet finden Sie aktuelle Informationen zum Wetter:
www.sturmwarnung.com
Und zum Schluss...
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Ursula Semlitsch
Übersetzerin und Projektmanagerin bei capito.
capito ist der Marktführer im Bereich der barrierefreien Information.
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