Startseite » Blog » Neue Studie: Wie beeinflusst die Textgestaltung die Verständlichkeit?

Wie beeinflusst die Textgestaltung die Verständlichkeit?

Neue Studie bringt wichtige Erkenntnisse zur Gestaltung von Texten

Ob Zeitungsartikel, Vertrag oder Speiseplan: Wenn Texte nach den Regeln der „Leichten Sprache“ übersetzt werden, sehen sie am Ende alle gleich aus. Denn nicht nur der Inhalt, sondern auch das Design befolgt klare Regeln. Eine neue Studie beantwortet nun die Frage, ob Textgestaltung zur Verständlichkeit beiträgt. 

Unter Textgestaltung versteht sich der Tätigkeitsbereich rund um die Strukturierung und Gestaltung eines Textes. Sabina Sieghart hat eine Studie durchgeführt, in der sie den Einfluss von Textgestaltung auf die Verständlichkeit von Texten in Leichter Sprache untersucht hat.

Sabina Sieghart ist Designerin, Dozentin und Designforscherin. Derzeit promoviert sie an der Universität Hasselt in Belgien. Die Designforscherin ging der Frage nach, inwiefern die Makrotypografie die Verständlichkeit eines Textes beeinflusst.

Die Makrotypografie ist der optische Gesamteindruck eines Textes. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Schriftart
  • Schriftgröße
  • Absätze
  • Überschriften
  • Ausrichtung 
  • Verwendung von Bildern, Tabellen oder grafischer Elementen wie Linien, Kästen etc. 
  • Anordnung der Elemente auf der Seite

All diese Elemente geben den den verschiedenen Textarten ein unterschiedliches, manchmal charakteristisches Aussehen: Ein Roman unterscheidet sich inhaltlich und optisch von einer Speisekarte. Dasselbe gilt auch für Bewerbungsschreiben, Rezepte, Mails oder Zeitungsartikel. 

Das Aussehen eines Textes unterscheidet sich also je nach Kontext.

Trägt eine einheitliche Textgestaltung für Texte in „Leichter Sprache“ zur Verständlichkeit bei?

Die „Leichte Sprache“ ist eine bestimmte Form der leicht verständlichen Sprache. Genauere Informationen zu den Begrifflichkeiten gibt es hier.

Bei traditionellen Regeln der „Leichten Sprache“ gibt es klare Vorgaben, die das Design der verschiedenen Texte stark angleicht und vereinheitlicht. Damit soll unter anderem erreicht werden, dass nichts vom Inhalt ablenkt und dass Lesende eine klare Struktur vorfinden. Stilistische Elemente und charakteristische Strukturen haben nach diesen Regeln keinen Platz. So unterscheidet sich ein Vertrag optisch nicht mehr von einem Social Media Post, einmal abgesehen von der Länge.

Sehen Sie sich die 3 Beispiele von einheitlichem Textdesign an:

Previous slide
Next slide

Um herauszufinden, wie das die Verständlichkeit beeinflusst, geht die Studie zur Textgestaltung 3 Fragen nach:

  1. Nutzt die Zielgruppe für „Leichte Sprache“ typografische Merkmale, um einen Text zu verstehen?
  2. Kann die Zielgruppe für „Leichte Sprache“ unterschiedliche Textsorten erkennen?
  3. Welches Layout unterstützt das Textverständnis besser: „Leichte Sprache“ oder konventionelles Layout?

An der Studie nahmen 38 Personen teil. Sie alle können nicht gut lesen und gehören zur Zielgruppe für “Leichte Sprache”.

Ergebnis: Grafisches Vorwissen hilft beim Textverständnis

Das spannende Ergebnis der Studie: Das einheitliche Design der „Leichte Sprache“-Texte trägt nicht zur Verständlichkeit bei.

Die Teilnehmenden der Studien nutzten ihr grafisches Vorwissen, um Texte zu lesen und zu erkennen. Das Design der Texte gibt Lesenden die Möglichkeit, Rückschlüsse auf den Inhalt zu ziehen. Diese Möglichkeit fällt aber weg, wenn jeder Text den genau gleichen Regeln der Textgestaltung folgen.

Die Studie zeigt, dass es hilfreich ist, wenn Texte sich je nach Kontext optisch unterscheiden. Ein Text, den Lesende anhand seiner optischen Charakteristiken einordnen können, ist leichter zu verstehen.

Bei Texten in „Leichter Sprache“ fehlt diese grafische Zusatzinformation. Die Einordnung des Textes fällt schwerer. 

„Die Zielgruppe mit Leseschwierigkeiten benötigt ein optimales Design für ihre Lesematerialien. Die Studie zeigt eindeutig, dass Testblätter, die in zwei Gestaltungsvarianten vorlagen, jeweils besser in der konventionellen Gestaltung erkannt wurden.”

Sabina Sieghart, Designforscherin

Portraitfoto von Designforscherin Sabina Sieghart - Studie zu Textgestaltung und Verständlichkeit

Textgestaltung: So macht es capito!

Dass Texte in leicht verständlicher Sprache ein bestimmtes Aussehen haben, ist weder überraschend, noch schlimm. Anders als bei herkömmlichen Texten in „Leichter Sprache“ legen wir bei capito aber großen Wert darauf, Unterschiede bei Texten bewusst bestehen zu lassen. Natürlich muss der Text trotzdem klar designt und gut lesbar sein. Aber dass sich ein leicht verständlicher Gesetzestext sichtbar von einer Veranstaltungseinladung in leichter Sprache unterscheidet, ist von uns gewünscht.

Wir wollen, dass Absender*in, Zweck und Ziel eines Textes schnell erfasst werden können. Unterschiede in der Gestaltung tragen wesentlich dazu bei. 

Dass genau diese Unterschiede die Verständlichkeit steigern, wurde durch die Studie jetzt erstmals belegt.

Finden Sie die Ergebnisse der Studie überraschend? Wie handhaben Sie die Gestaltung von leicht verständlichen Informationen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren!

Interessieren Sie sich für barrierefreies Design? Wir haben mit Sabina Sieghart eine weitere Studie durchgeführt. Darin geht es darum, welches Schriftarten besonders gut lesbar sind. Lesen Sie mehr dazu hier.

Diese Beiträge könnten Sie interessieren

Ein Bild von einer Frau, die vor einem Laptop sitzt und lacht.

Texte leicht verständlich gemacht: Die besten Wortliga Alternativen

Angenommen, Sie müssen eine wichtige Nachricht übermitteln – sei es an Ihre Kund*innen, Mitarbeitenden oder die Öffentlichkeit. Doch die Herausforderung liegt nicht nur darin, die richtige Botschaft zu finden, sondern sicherzustellen, dass sie jeder versteht. Daher sind leicht verständliche Texte von großer Bedeutung und tragen zur Barrierefreiheit bei. Sie nutzen bereits Wortliga in Ihrer Arbeit oder Ihrem Alltag und möchten sich über weitere Alternativen informieren? In unserem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick, welche anderen Tools sie verwenden können!

Jetzt lesen »
Foto von Frau Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten (links) und Walburga Fröhlich (rechts). Text: Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025: Einblicke in das neue Gesetz mit Frau Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten

Barrierefreiheit 2025: Einblicke in das neue Gesetz mit Expertin Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten

Im Jahr 2025 tritt ein bedeutendes Gesetz in Kraft, das Barrierefreiheit in der digitalen Welt zur Pflicht macht. Walburga Fröhlich sprach mit Prof.in Dr.in Erdmuthe Meyer zu Bexten, Beauftragte der Hessischen Landesregierung für barrierefreie IT und digitale Teilhabe, über die Auswirkungen dieses Gesetzes. Im Interview erklärt sie, warum barrierefreie Webseiten und mobile Anwendungen für Unternehmen eine zentrale Rolle spielen und wie die Umsetzung vorangetrieben werden kann.

Jetzt lesen »

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert